Tuesday 13 April 2010

Roni Horn – Well and Truly



24. April bis 4.Juli, Kunsthaus Bregenz

http://www.kunsthaus-bregenz.at/html/welcome00.htm

Die speziell für das Kunsthaus Bregenz konzipierte Ausstellung von Roni Horn ist die erste umfassende Einzelpräsentation der international renommierten New Yorker Künstlerin in Österreich. Auf vier Stockwerken zeigt das KUB bedeutende Werkgruppen der letzten Jahre und ermöglicht somit einen tiefen Einblick in die künstlerische Vorgehensweise Roni Horns.
Den Auftakt bilden im Erdgeschoss, der so genannten KUBArena, mehrere großformatige Papierarbeiten. Ohne Abbilder realer Gegebenheiten zu sein, wecken die Zeichnungen eine Reihe von Assoziationen und rufen ihren Entstehungsprozess in Erinnerung, wodurch sie zu »Zeugnissen ihrer eigenen Geschichte« werden. Im Zuge der Anfertigung zerschneidet Horn ihre Papierarbeiten und fügt zuweilen mehrere Blätter in Form von großen Zeichnungen zusammen, wobei sie die Schnittstellen neu kombiniert. Durch das Aneinanderstoßen der zerlegten Blattfragmente entstehen raue Oberflächen und eine taktile Qualität. Gesteigert wird die Haptik der Blätter durch die Verwendung ungebundener, porös erscheinender Pigmente. Interpretatorisch betrachtet könnte das Zerschneiden und Neu-Zusammensetzen als Suche nach der idealen Form oder nach einer räumlichen Einheit gelesen werden. Darüber hinaus verweist diese Technik auch auf das grundlegende Bewusstsein, dass Welt nur fragmentarisch wahrgenommen wird.
Die große Diversität des Werks von Roni Horn – nicht nur in der Wahl der Medien, die Künstlerbücher, Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen umfasst – manifestiert sich auch in ihrer breiten inhaltlichen Ausrichtung. Bei aller Vielfältigkeit lassen sich jedoch bestimmte Vorlieben der Künstlerin immer wieder ausmachen, wie beispielsweise die einfühlsame Beschäftigung mit Sprache und deren kulturellem, sozialem und poetischem Potenzial.
Roni Horns profunde Sensibilität für die weichen, auf Veränderung angelegten Faktoren verbaler und schriftlicher Kommunikation spiegelt sich bereits im Titel ihrer Bregenzer Ausstellung »Well and Truly«. Seine deutsche Übersetzung bedeutet soviel wie »ganz und gar«. Im Englischen gilt sie heute als eine leicht veraltete idiomatische Redewendung, sodass Horn mit ihr nicht nur einen historischen Filter einblendet, sondern auch zusätzliche Verweisebenen impliziert. In seiner insistierenden Doppelbetonung erinnert »Well and Truly« zugleich an Gegensatzpaare wie »hell und dunkel« oder »weich und fest«.