Monday, 7 June 2010
Ausstellung: Christopher Williams_ Kunsthalle Baden-Baden
For Example: Dix-Huit Leçons Sur La Société Industrielle (Revision 11)
12.06. bis 29.08.2010
Die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden präsentiert im Sommer 2010 eine Ausstellung des amerikanischen Künstlers Christopher Williams (geboren 1956 in Los Angeles). Die Ausstellung ist die Fortsetzung des 2005 begonnenen Projektes For Example: Dix-Huit Leçons Sur La Société Industrielle und zeigt neben älteren Arbeiten neue Werke des Künstlers. Williams, Absolvent des berühmten California Institute of the Arts (CalArt), studierte bei John Baldessari und Douglas Huebler und ist heute Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der zeitgenössischen konzeptuellen Kunst. In seinen Arbeiten steht das konzeptuelle Gerüst der Studiofotografien im deutlichen Gegensatz zu deren formaler Umsetzung. Denn im Unterschied zu den Vertretern der ersten Generation von Konzeptkünstlern ist es bei Williams nicht nur die künstlerische Idee, die ein Kunstwerk konstituiert. Er legt sowohl großen Wert auf die bildnerische Qualität seiner Arbeiten als auch auf die technische Präzision bei der Inszenierung und Umsetzung seiner Bilder.
Wie für viele andere Künstler seiner Generation ist für Christopher Williams die Frage nach der Bedeutung des Bildes in unserer von Medien geprägten Gesellschaft von zentralem Interesse. In welcher Weise diese ästhetischen Konventionen und deren Vermittlung auf unser Verständnis von Realität wirken, untersucht er in Installationen, Performances und Videos, vor allem aber in Fotografien. Seit Ende der 1980er-Jahre greift Williams zumeist auf bereits bestehende Bilder oder Motive zurück und nimmt Anleihen aus Kultur, Werbung oder Film – bevorzugt aus zurückliegenden Dekaden. Williams wählt seine Motive selbst aus. Diesem subjektiven Akt der Bildfindung folgt jedoch durch das Abtreten der Autorschaft an professionelle Werbe- oder Modefotografen dann der Versuch, ein möglichst objektives Bild zu schaffen. Sachlich distanziert und vor einem neutralen Hintergrund im Bild isoliert, werden diese Aufnahmen von Tieren, Pflanzen, Industrieprodukten, aber auch modernistischen Architekturen und Menschen bei größter Arkribie umgesetzt. Im Gegensatz jedoch zu der technisch wie ästhetisch auf Perfektion zielenden Werbefotografie sind sie oft mit kleinen, kaum wahrnehmbaren Makeln oder Störmomenten behaftet. Der Künstler wird zum Regisseur, er inszeniert die Bilder und lässt sie dann in teilweise kaum mehr gebräuchlichen Verfahren wie dem Silbergelatine- oder Dye-Transfer-Print abziehen. Ein wichtiger Bestandteil des Werkes sind bei Christopher Williams auch immer die Titel. Diese bestehen zumeist aus einer pedantisch anmutenden Auflistung, die alle Informationen über den abgebildeten Gegenstand enthält und nur teilweise dechiffriert werden kann: Angaben zum fotografierten Objekt, der Name des Fotostudios, Datum, Material und Prozess. Der Name des ausführenden Fotografen bleibt dagegen meist im Dunkeln. So ist der Ausstellungsbesucher stets gefangen zwischen dem Betrachten „schöner“ Fotografie und den Betrachtungen eines Künstlers über Fotografie: eine reflektierte Gratwanderung zwischen Historie und Zukunft dieses Mediums ohne jede Nostalgie.